Stellungnahme der katholischen und orthodoxen Bischöfe von Bosnien-Herzegowina zur Situation der Flüchtlinge und Vertriebenen (Auszüge)

(Dokument)
aus OWEP 3/2003  •  von  OWEP-Redaktion

Im November 1998 trafen in Banja Luka die katholischen und die orthodoxen Bischöfe von Bosnien-Herzegowina zu einer Begegnung zusammen. Es war das zweite Treffen dieser Art überhaupt. In ihrer Abschlusserklärung räumten die Bischöfe der Frage der Flüchtlinge und Vertriebenen großen Raum ein. Thomas Bremer hat folgenden Textauszug ins Deutsche übertragen:

Die katholischen und die orthodoxen Bischöfe konstatieren die traurige Tatsache, dass sich diejenigen der Rückkehr vieler Menschen widersetzen, die diesen Krieg für ihr eigenes Interesse ausgenützt haben. Die Bischöfe diskutierten über ihre Verpflichtungen und Möglichkeiten, die Rückkehr der Vertriebenen in die verwaisten Pfarreien und Gemeinden zu unterstützen. In der tiefen Überzeugung, dass es auf fremdem Besitz und in fremdem Eigentum weder Glück noch Gottes Segen geben kann, rufen die katholischen und die orthodoxen Bischöfe ihre Priester und Gläubigen auf, zu ihren Heimstätten zurückzukehren, von den internationalen und einheimischen Verantwortlichen verlangen sie erneut, dass man die Rückkehr dieser Menschen nicht verhindert, sondern ermöglicht. Als gesetzmäßige Vertreter ihrer Kirchen haben die katholischen und die orthodoxen Bischöfe noch einmal gemeinsam die Position eingenommen, dass man sich auf die Aufteilung von Menschen und Völkern in diesen Gebieten nicht einlassen darf. Die – nach offiziellen Angaben – über 200.000 Getöteten, die mehr als 2.000.000 Vertriebenen, soviel menschliches Leid und Elend wie auch die offensichtlich gewordene Tatsache, dass viele Menschen eher Gräber als den Verlust ihrer Heimstätten verschmerzen können: Das alles zeigt die Unmoral und die Unannehmbarkeit solcher Pläne.

Es wurde vorgeschlagen, dass die katholischen und die orthodoxen Bischöfe einen Hirtenbrief an den Klerus ihrer Diözesen richten, in dem sie diesen aufrufen und ermuntern, auf gemeinsamen regionalen Treffen Wege und Weisen der gegenseitigen Hilfe und christlichen Solidarität in allem zu suchen, vor allem in der oben genannten Frage, die für jeden einzelnen und für alle Völker wichtig ist.