Länderinfo: Weißrussland

(Stand: 2004)

Eine aktuelle Fassung der Länderinformation zu Weißrussland finden Sie unter www.renovabis.de/laender-projekte/laenderinformationen/weissrussland.

Fläche: 207.600 km²

Einwohner: 10.000.000 (2002)

Hauptstadt: Minsk (ca. 1,7 Mill. Einw.)

Ethnische Gruppen:
80 % Weißrussen , 12 % Russen, 4 % Polen1, 2 % Ukrainer, 2 % andere Ethnien (Litauer, Letten, Juden)

Landessprachen: Weißrussisch und Russisch

Amtssprachen der katholischen Kirche: Polnisch und Weißrussisch

Geschichtlicher Überblick:
Bis ins 13. Jahrhundert war Weißrussland (Belarus) Siedlungsgebiet ostslawischer Stämme. Bis 1795 gehörte es zum Königreich Polen und zum Großfürstentum Litauen, anschließend bis 1919 zum russischen Zarenreich. Zwischen den Weltkriegen gehörte der Westteil zu Polen, der Ostteil zur UdSSR. 1939 wurde im Zuge des Ribbentrop-Molotow-Paktes auch der Westteil der UdSSR angeschlossen. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg kam fast ein Drittel der Bevölkerung ums Leben. Am 27. Juli 1990 wurde Belarus unabhängig, 1991 die UdSSR aufgelöst. Unter Präsident Schuschkjewitsch begann die Rückbesinnung auf eine belarussische Identität und demokratische Reformen. 1994 wurde Alexander Lukaschenko Präsident. Während seiner Amtszeit erlahmte der wirtschaftliche Aufschwung. Das Land gerät seither zunehmend in Abhängigkeit von Russland, die Pressefreiheit wird eingeschränkt, die Tätigkeit der Opposition erheblich behindert. 1996 wurde ein Unionsvertrag mit Russland geschlossen.

Politisches System:
Staatsoberhaupt: Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko, Präsident der Republik seit 20.07.1994 (am 9. September 2001 für weitere 5 Jahre gewählt)
Regierungsform: Präsidialrepublik

Ökonomische und soziale Rahmendaten:
Die Tschernobyl-Reaktorkatastrophe führte 1986 zur Verstrahlung von über 25 % der land- und forstwirtschaftlichen Anbaufläche, insbesondere im fruchtbaren Südosten der Republik. Die Zahl der Erkrankungen an Leukämie, Schilddrüsenkrebs und Immunschwäche ist überdurchschnittlich hoch. Für Umsiedlungsprogramme und ein effizientes Gesundheitswesen fehlen die Mittel. Über 500 Gruppen aus Deutschland unterstützen „Tschernobyl-Kinder“.

Die rohstoffarme und strukturschwache Republik Belarus kann nur durch Subventionen aus Russland und Mittelrückflüsse illegaler weißrussischer Arbeiter (vor allem in Russland und Polen) überleben. Die Monatslöhne in Belarus liegen zwischen 50 und 300 EUR; Rentner und Arbeiter der Kolchosen müssen in der Regel mit weniger als 50 EUR auskommen. Die Wirtschaft erstickt im Dickicht von Bürokratie und Korruption. Viele Intellektuelle und Akademiker kehren ihrem Land den Rücken.

Kirchliche Strukturen:
Über 80% der weißrussischen Bevölkerung ist orthodox. Das belarussische Exarchat gehört zum Moskauer Patriarchat, Metropolit Filaret von Minsk gilt als ökumenisch aufgeschlossen.

Die katholische Kirchenprovinz Belarus gliedert sich in vier Bistümer: die Erzdiözese Minsk-Mogilew und die Diözesen Grodno, Pinsk und Witebsk. Der überwiegende Teil der katholischen Bevölkerung lebt im ehemals polnischen Westteil der Republik. Im Ostteil liegt der Anteil der Katholiken hingegen unter 10 %, die Entfernungen zwischen den Pfarrgemeinden betragen dort über 50 km. Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz ist der 89-jährige Kardinal Kazimierz Świątek. Seit 1990 gibt es auch wieder 15 unierte Pfarrgemeinden.

Renovabis-Projekte und Schwerpunkte der Förderung:
In den vergangenen Jahren hat Renovabis zahlreiche Projekte zum Aufbau der materiellen Infrastruktur in Belarus gefördert: Errichtung von Kirchen und Gemeindezentren sowie Gruppenräume für Jugendarbeit und Katechese. Zudem wurden zahlreiche zurückerlangte Kirchengebäude restauriert oder wiederaufgebaut. Seit Abschluss der Synode der Diözesen Minsk, Pinsk und Witebsk gewinnen pastorale Projekte zunehmend an Bedeutung, außerdem der sozial-caritative Bereich. Auch fördert Renovabis die Tätigkeit der katholischen Medien, der Laienverbände und die Jugendarbeit. Da es noch nicht ausreichend inländische pastorale Mitarbeiter gibt, arbeiten zahlreiche Priester und Ordenleute aus Polen in der Seelsorge mit. Durch die Wahl der weißrussischen Sprache als neben Polnisch gleichberechtigter Amtssprache leistet die katholische Kirche einen wichtigen Beitrag zur Förderung der weißrussischen Identität.

Interessante Internet-Adressen: (letzter Aufruf: 23.10.2014)
www.catholic.by
www.germany.mfa.gov.by/de/ (Botschaft der Republik Belarus in Deutschland)


Fußnote:


  1. Andere Quellen geben die Zahl der polnischstämmigen Weißrussen mit über 10 % an. ↩︎