Böhmisches Bier

(Textkasten)

Kilian Kirchgeßner ist Journalist und Korrespondent für Tschechien und die Slowakei bei [WELTREPORTER.NET](http://weltreporter.net/).

Den echten Bierliebhabern läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn sie nur die Getränkekarte lesen: 24 verschiedene Sorten Bier vom Fass gibt es in der Kneipe in einem der lebendigen Prager Viertel, die meisten kommen aus winzigen Brauereien im ganzen Land. Oder das Spezialgeschäft in der Seitenstraße eines Arbeiterviertels: Hunderte Sorten Bier stehen hier in den Regalen, vom klassischen Obergärigen bis hin zum speziellen Brennnesselbier.

Foto: Kilian Kirchgeßner

Solche Adressen für Bier-Connaisseure entstehen gerade überall in Tschechien, zugleich eröffnen reihenweise neue Kleinstbrauereien. Sie sind das sichtbare Zeichen für einen Wandel in der böhmischen Bierkultur: Die Tschechen besinnen sich auf den Reichtum ihrer Brautradition – und viele wenden sich ab von den großen Biermarken, die mittlerweile fast alle zu internationalen Getränkekonzernen gehören. Stattdessen kaufen Enthusiasten längst stillgelegte Brauereien auf dem Land und bringen sie wieder auf Vordermann. Diese Begeisterung für das Bier schlägt sich natürlich auch in der Statistik nieder: Durchschnittlich 145 Liter trinken die Tschechen pro Kopf und Jahr – damit sind sie unangefochtene Weltmeister.