Länderinfo: Serbien

(Stand: 2008)
aus OWEP 4/2008  •  von Herbert Schedler

Eine aktuelle Fassung der Länderinformation zu Serbien finden Sie unter www.renovabis.de/laender-projekte/laenderinformationen/serbien.

Fläche: 77.474 qkm

Einwohner: ca. 7,5 Millionen (Schätzung 2008)

Hauptstadt: Belgrad

Ethnische Gruppen:
82,8 % Serben; 3,9 % Ungarn; 2,1 % Bosniaken; 1,4 % Roma; 1,1 % „Jugoslawen“; 5,6 % Andere (Montenegriner, Kroaten, Slowaken, Albaner, Rumänen usw., insgesamt 21 Minderheiten)

In den Zahlen enthalten sind ca. 490.000 Flüchtlinge und Binnenvertriebene aus den früheren Kriegsgebieten (180.000 aus Kroatien, 90.000 aus Bosnien und Herzegowina, 220.000 aus dem Kosovo).

Geschichtlicher Überblick:
Gesichert ist, dass Stefan Nemanja im 12. Jahrhundert einen Staat begründete, der unter ihm und seinem Bruder Sava zum Königreich erhoben wurde (1217). Auf diesen Zeitabschnitt beziehen sich nicht nur nationalistische Politiker in Serbien und verklären die Vergangenheit zum „Goldenen Zeitalter“. Seit dem 19. Jahrhundert wird das mittelalterliche Großreich als Bezugspunkt und Rechtfertigung für aktuelle politische Ansprüche instrumentalisiert.1

Die Situation und Entwicklung Serbiens war seit Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts eng verknüpft mit dem Zerfall des jugoslawischen Bundesstaates und den damit verbundenen Kriegen. Seine aktuelle Gestalt hat Serbien seit der einseitigen Unabhängigkeitserklärung der Provinz Kosovo am 17. Februar 2008.

Politisches System:
Parlament (Narodna skupstina), 250 Abgeordnete (letzte Wahl: 11. Mai 2008)
Staatsoberhaupt: Boris Tadić (seit 11. Juli 2004)
Regierungschef: Mirko Cvetković (seit 7. Juli 2008)
Verwaltungsstruktur: Serbien ist eingeteilt in 29 Kreise (Okrug) und 157 Gemeinden (Opstine). Die Wojwodina im Norden Serbiens genießt seit Herbst 2001 wieder eine gewisse Autonomie, die jedoch weit hinter dem Status von 1989 zurückbleibt.

Ökonomische und soziale Rahmrndaten:
Das Nettodurchschnittseinkommen in Serbien liegt unter 200 Euro monatlich. Positive Entwicklungen sind seit dem Beginn der demokratischen Erneuerung insbesondere bei der makroökonomischen Stabilisierung eingeleitet worden. Nach eher schwachen Wachstumsraten in den Vorjahren konnte das Land 2004 ein Wachstum von rd. 7 Prozent verzeichnen. Allerdings sind die Infrastruktur und die industrielle Basis weiterhin unterentwickelt. Hier werden dringend hohe (ausländische) Investitionen benötigt. Die Regierung versucht, die Rahmenbedingungen für ein verbessertes Investitionsklima zu schaffen. – Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft (einschließlich Lebensmittelverarbeitung). Das (noch zu geringe) Wachstum wird vor allem vom Dienstleistungs- und Bausektor getragen. Die einst gut ausgebaute Industrie liegt zum großen Teil darnieder. Für ausländische Unternehmen dürften kurz- bis mittelfristig die anstehenden Projekte im Bereich der Infrastrukturerneuerung interessant sein.

Kirchliche Strukturen:
Etwa 85 % der Bevölkerung gehören der Serbischen Orthodoxen Kirche an, 5, 5 % sind katholisch (lateinisch und uniert), etwa 1,1 protestantisch. Außerdem gibt es 3,2 % Muslime. – Die Serbische Orthodoxe Kirche versteht sich als Wahrer des Serbentums und der Tradition des serbischen Volkes.

Die römisch-katholische Kirche hat folgende Struktur: Erzbistum Belgrad mit den Suffraganbistümern Subotica und Zrenjanin; Bistum Srijem (wiedererrichtet im Juli 2008) als Suffragan der Metropolie Djakovo-Osijek (Sitz in Petrovaradin). – Die unierten Gläubigen gehören zum Exarchat Serbien und Montenegro (Sitz in Novi Sad).

Renovabis-Projekte und Schwerpunkte der Förderung:
Die katholische Kirche in Serbien befindet sich religiös und ethnisch in einer extremen Minderheitensituation. Die jeweiligen Mutterländer der Katholiken in Serbien waren direkt oder indirekt in Kriege mit Serbien verwickelt, was die Situation der Katholiken in Serbien erheblich erschwerte und die Aktionsfreiheit der Kirche wesentlich einschränkte. Nach Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen herrschte zunächst Euphorie bezüglich neuer Projekte nicht nur im Baubereich, diese hat sich jedoch bald wieder gelegt. Renovabis engagiert sich derzeit mit einigen Projekten im pastoralen und sozialen Bereich, soweit möglich in ökumenischer Ausrichtung.

Interessante Internetadressen: (letzter Zugriff: 23.10.2014)
http://www.srbija.gov.rs/ (offizielle Website der Regierung der Republik Serbien)
http://berlin.mfa.gov.rs/lat/ (Botschaft der Republik Serbien in Deutschland)
http://www.pro-oriente.at/?site=ok20041102190613 (Informationen zur Serbischen Orthodoxen Kirche in deutscher Sprache)
http://www.ceicem.org/ (Internationale katholische Bischofskonferenz für Serbien, Montenegro, Makedonien und Kosovo)


Fußnote:


  1. Vgl. dazu ausführlich den Beitrag von Holm Sundhaussen in diesem Heft. ↩︎