Länderinfo: Rumänien

(Stand: 2002)

Eine aktuelle Fassung der Länderinformation zu Rumänien finden Sie unter www.renovabis.de/laender-projekte/laenderinformationen/rumaenien.

Fläche: 237.500 km²

Einwohner: 23.000.000 (1992)

Hauptstadt: Bucureşti / Bukarest (ca. 2,5 Millionen Einw.)

Ethnische Gruppen:
89 % Rumänen, 9 % Ungarn, 2 % andere Ethnien (Deutsche, Roma, Serben, Türken)1

Geschichtlicher Überblick:
Nach den Römern beherrschten Steppenvölker (u.a. Goten, Hunnen) bis ins 10. Jahrhundert das Gebiet des heutigen Rumänien. Etwa 400 Jahre später bildeten sich die Donaufürstentümer Walachei und Moldau, die sich seit dem 16. Jahrhundert in lockerer Abhängigkeit vom Osmanischen Reich befanden; Siebenbürgen (Transsilvanien) hingegen war seit dem 11. Jahrhundert Teil des Königreichs Ungarn. In den russisch-türkischen Kriegen (seit 1768) gerieten die Donaufürstentümer unter russische Schutzherrschaft. Fürst Alexandru Ioan Cuza einte sie im Jahre 1859 unter dem Namen Rumänien (seit 1881 Königreich). Nach dem Ersten Weltkrieg verdoppelte sich die Fläche Rumäniens durch den Anschluss Siebenbürgens, Bessarabiens und anderer Gebiete, wodurch der Staat zum Vielvölkerstaat wurde. Teile davon gingen nach 1945 wieder verloren.

Zwischen den Weltkriegen konnte sich Rumänien weder innen- noch außenpolitisch stabilisieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte Rumänien (seit 1947 Republik) unter sowjetischen Einfluss. Parteichef Nicolae Ceauşescu (1965-1989) zeigte sich anfangs unabhängig von Moskau, sodass der Westen erst in den späten siebziger Jahren auf die wachsende Unterdrückung der Bevölkerung reagierte. Eine blutige Revolution mit ca. 1.500 Toten besiegelte im Dezember 1989 das Ende des letzten kommunistischen Regimes im „Ostblock“.

Politisches System:
Rumänien ist in 40 Bezirke (judeţe) und Bukarest als städtische Körperschaft (municipiu) gegliedert. Das Parlament besteht aus zwei Kammern. Der Staatspräsident hat eine starke Stellung (vergleichbar Frankreich).
Staatsoberhaupt: Ion Iliescu (seit Dezember 2000)
Regierungschef: Adrian Năstase (seit Dezember 2000)

Ökonomische und soziale Rahmendaten:
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann in Rumänien ein rascher Industrialisierungsprozess, der zu einer gigantischen Staatsverschuldung führte. In den achtziger Jahren steckte Ceauşescu alle Energie in die Rückzahlung der Schulden, was u.a. zu Massenverarmung und Hungernot führte und erst mit dem Sturz des Regimes 1989 endete. – Haupthandelspartner sind Deutschland, Russland, Italien und die USA. Rumänien verfügt über reiche Erdölvorräte. Von großer Bedeutung ist aber auch immer noch die Landwirtschaft. Hauptanbauprodukte sind Weizen und Mais, außerdem Zuckerrüben, Sonnenblumen, Kartoffeln, Wein und Obst. Wie auch in anderen ehemals kommunistischen Ländern führte die Wirtschaftsreform, die u.a. den Verkauf von Staatsbetrieben beinhaltete, zu einem starken Anstieg von Inflation und Arbeitslosigkeit. 1991 hat ein Gesetz die Rückgabe von landwirtschaftlichen Flächen an ihre ursprünglichen Eigentümer geregelt.

Kirchliche Strukturen:
Der größte Teil der rumänischen Bevölkerung (ca. 97 %) bekennt sich zum Christentum. Unter den Rumänen überwiegen mit 86 % die Angehörigen der Rumänischen orthodoxen Kirche; die deutsche und die ungarische Minderheit sind hingegen überwiegend römisch-katholisch oder protestantisch, wobei die Zahl der deutschsprachigen Protestanten durch Auswanderung (überwiegend nach Deutschland) ständig sinkt. Die von Patriarch Teoctist geleitete Rumänische Orthodoxe Kirche gliedert sich in insgesamt 30 Eparchien, davon drei außerhalb der Staatsgrenzen. 20 Millionen Gläubige, darunter etwa 11.000 Priester und Diakone, leben in 13.630 Gemeinden. Außerdem gibt es über 500 Klöster mit über 7.000 Ordensleuten. Im Mai 1999 besuchte Papst Johannes Paul II. auf Einladung des Patriarchen und des rumänischen Staatspräsidenten Emil Constantinescu Rumänien.

7 % der Bevölkerung Rumäniens gehören der katholischen Kirche an, davon gut zwei Drittel der griechisch-katholischen (unierten) Kirche; außerdem sind ein kleiner Teil unierte armenische Christen. Es bestehen sechs römisch-katholische und fünf griechisch-katholische Diözesen. Die zahlenmäßig größte Diözese ist die römisch-katholische Erzdiözese Alba Iulia unter der Leitung von Erzbischof György Jakubinyi. Die übrigen römisch-katholischen Diözesen gehören zur Kirchenprovinz Bukarest unter Erzbischof Ioan Robu. Die fünf unierten Diözesen bilden die Metropolie Alba Iulia und Fagaras unter Erzbischof Lucian Muresan.

Renovabis-Projekte und Schwerpunkte der Förderung:
Die Projektpolitik in Rumänien orientiert sich an der Komplexität der Situation. Während in den römisch-katholischen Diözesen insbesondere die Sozialarbeit (Hilfen für Straßenkinder und Roma) und der Aufbau verbandlicher Strukturen gefördert werden, sind in den unierten Diözesen erhebliche Anstrengungen notwendig, die seit der Wiederzulassung erforderliche Infrastruktur zu errichten und zu erneuern. In vielen Orten feiern die unierten Christen ihre Gottesdienste unter freiem Himmel, weil es an Kirchen und Gemeinderäumen fehlt. Bei der Zusammenarbeit mit orthodoxen Partnern geht es insbesondere um die Qualifizierung von Nachwuchskräften auf dem Gebiet der Jugend- und Sozialarbeit.

Interessante Internet-Adressen: (letzter Zugriff: 23.10.2014)
http://www.mediafax.ro (aktuelle Meldungen, rumänisch und englisch)
http://www.acad.ro (homepage der Rumänischen Akademie der Wissenschaften)
http://www.siebenbuerger.de (Informationen zur Geschichte Siebenbürgens)
http://www.catholica.ro (Portal der katholischen Kirche)


Fußnote:


  1. Die Angaben schwanken stark. Andere Quellen geben die Zahl der Roma mit bis zu 10% an. Man wird auf die Ergebnisse der derzeit durchgeführten Volkszählung gespannt sein dürfen. ↩︎