OWEP 3/2002
Schwerpunkt:
Rumänien
Editorial
Rumänien ist irgendwie aus der Welt gefallen. Kein Thema mehr in der veröffentlichten Meinung. Ein vergessenes Land. Gleichwohl aller Rede wert. Ein Land mit einer bewegten Geschichte, mit einer vielfältigen und reichen Kultur. Unter dem diktatorischen Regime des Nicolae Ceauşescu wurde Rumänien regelrecht zerrüttet: wirtschaftlich, rechtlich, politisch – und auch menschlich. Es ist heute noch immer schwer zu begreifen, wie der Gewaltherrscher im Westen so lange ein „liberales“ Image bewahren konnte.
OWEP will mit dieser Ausgabe einen Beitrag dazu leisten, an Rumänien zu erinnern. Vieles kommt dabei in den Blick: Wir berichten über die Geschichte des Landes, über die Kirchen in Rumänien, über das Verhältnis zu seinen Nachbarstaaten. Ein schwieriges Kapitel ist auch der Weg Rumäniens in ein vereintes Europa. Dabei spielen nicht nur wirtschaftliche Aspekte eine Rolle, obschon sie erheblich ins Gewicht fallen, denn Rumänien ist ein bitterarmes Land, in dem die allermeisten Menschen täglich um die Grundlagen ihrer Existenz ringen müssen.
Neben allen Fakten spielen auch von Erinnerungen gesättigte Eindrücke und die gegenwärtige Stimmung im Lande eine wichtige Rolle: zwischen Resignation und Hoffnung.
Wie immer sind es auch die Kleinsten und Schwächsten, die unter die Räder geraten: die Kinder Rumäniens. Viele von ihnen leben auf der Straße. Sie brauchen Hilfe zum Überleben und Stärkung für eine gute Zukunft. Ihnen ist an einem besonders eindrücklichen Beispiel eine eigene Reportage gewidmet. An ihr wird auch deutlich, welche Hilfe zu leisten versucht wird – oft gegen alle Hoffnung – von Menschen der Kirche. So entsteht die Momentaufnahme einer schwierigen Gegenwart.
Ein Solitär in dieser Ausgabe ist der Grundsatzartikel des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper über die theologischen Hintergründe des laufenden Konfliktes zwischen Moskau und Rom. Die Diskussion darüber wird in OWEP fortgesetzt. Die russisch-orthodoxe Position wird in der nächsten Ausgabe zu Wort kommen. Schreiben Sie uns, wenn Sie wollen, auch Ihre Meinung dazu.
Die Redaktion