Im Zuge des Ersten Fünfjahresplanes entstand das Herrschaftssystem, das heute als Stalinismus bezeichnet wird. In den Jahren 1928 - 1932 bildeten sich seine zentralen Wesenszüge heraus: die Planwirtschaft, die unangefochtene Position Stalins und die allgegenwärtige staatliche Gewalt.

Über ihr Ziel waren sich die Bolschewiki 1928 einig: Der Erste Fünfjahresplan sollte die Sowjetunion aus einem Agrarstaat in eine weltweit führende Industrie- und Militärmacht verwandeln. Allein, wie dies erreicht werden sollte, stand noch nicht fest. Eine Fraktion wollte die Investitionen in die Industrie unter Beibehaltung der Neuen Ökonomischen Politik graduell erhöhen. Doch Stalin, der eine ruckartige Erhöhung der Investitionen in die Industrie und die Beseitigung von Marktbeziehungen forderte, setzte sich innerhalb der Partei durch.

Herzstück von Stalins Plan war die Kollektivierung der Landwirtschaft, die im Herbst 1929 begann. Mit Gewalt wurden die Bauern in staatlich kontrollierte Kollektivfarmen (Kolchosen) gedrängt und mussten die dort produzierten Lebensmittel zu einem symbolischen Preis an den Staat abgeben. Die Ausbeutung der Bauern war die Voraussetzung für die Industrialisierung: Der Export von Getreide brachte Devisen für den Kauf von Industrieanlagen aus dem Westen ein, während die aus den Dörfern geflohenen Bauern die Arbeitskraft für die Großbaustellen des Ersten Fünfjahresplanes stellten.

Schon nach vier Jahren galt der Erste Fünfjahresplan propagandawirksam als „erfüllt“. Tatsächlich hatte die Schwerindustrie ihre Produktion in dieser Zeit um ein Vielfaches vergrößert. Doch den Preis dafür bezahlte die Bevölkerung mit einer dramatischen Verschlechterung des Lebensstandards und nicht selten mit dem Leben. Nachdem die Getreideernte infolge der Kollektivierung drastisch gesunken war, forderte eine Hungersnot im Jahr 1932/33 Millionen Opfer. Auf die Hungerproteste und Streiks antwortete die sowjetische Führung mit Terror. Dennoch ging die Staatsmacht in den Jahren danach verstärkt auf die Bedürfnisse der Bevölkerung ein: Der Zweite Fünfjahresplan sah ein deutlich höheres Konsumniveau und geringere Wachstumsraten der Industrie vor.