1949: Papst Pius XII. exkommuniziert die Kommunisten
Am 1. Juli 1949 wurde in Rom bekanntgemacht, dass Papst Pius XII. am Tag zuvor die Antworten des Heiligen Offiziums auf vier Anfragen gebilligt hatte. Die vierte dieser Fragen lautete, „ob Gläubige, die die materialistische und antichristliche Lehre der Kommunisten bekennen, und insbesondere diejenigen, die diese auch verteidigen und propagieren, ipso facto als Abtrünnige vom katholischen Glauben der in spezieller Weise dem Heiligen Stuhl vorbehaltenen Exkommunikation verfallen“, und die Antwort der Kongregation war ein schlichtes „Ja“. Somit waren Kommunisten automatisch exkommuniziert.
Diese Entscheidung stand in einer langen Reihe von Verurteilungen des Kommunismus durch Päpste, angefangen von der Antrittsenzyklika von Pius IX. aus dem Jahr 1848, in welcher der Kommunismus erstmals erwähnt und abgelehnt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Erweiterung des kommunistischen Einflussgebiets von der UdSSR auf Ost- und Mitteleuropa (und auf große Teile Asiens) gerieten zum ersten Mal katholisch geprägte Staaten und Nationen unter den Kommunismus. Der Papst sah in der Exkommunikation von Mitgliedern und Anhängern der kommunistischen Parteien auch ein geeignetes Mittel, die Treue dieser Katholiken zu ihrer Kirche zu bewahren und ihnen beizustehen.
In der entstehenden Polarisierung zwischen Ost und West wurden Papst und Vatikan jetzt – wohl gegen die eigene Absicht – dem Westen zugerechnet. Die Haltung der katholischen Kirche zu den kommunistischen Staaten änderte sich erst in den 1960er-Jahren, als unter Papst Paul VI. die „vatikanische Ostpolitik“ entwickelt wurde. Ihre Idee bestand darin, durch Dialog mit den Machthabern die Lage für die Katholiken zu verbessern. Vor allem der Name des späteren Kardinals Agostino Casaroli stand für diese Politik. Bei der katholischen Hierarchie in den betroffenen Ländern stieß sie oft auf Skepsis, da sie ja Kontakte mit denen bedeutete, die für die Diskriminierung und Verfolgung von Christen verantwortlich waren. Unter Papst Johannes Paul II. änderte sich der Kurs dann wieder.