1955: Rückgabe von Kunstwerken der Dresdner Gemäldegalerie an die DDR
1955 begann eine Reihe von Rückführungen von Kunstwerken aus der Sowjetunion in die DDR, die noch bis 1958 andauern sollte. Am 31. März kündigte der Ministerrat der UdSSR die Rückgabe eines Teils der Sammlungen an, die nach dem Krieg von den Trophäenbrigaden der Roten Armee als Entschädigung beschlagnahmt und mitgenommen worden waren, nachdem Hitlers Armeen große Teile russischen Kulturerbes verwüstet und geplündert hatten. In der Sowjetunion war ein Trophäenmuseum zur Ausstellung dieser Stücke geplant, doch wurde es nie gebaut, was dazu führte, dass die Werke für Jahre in Depots gelagert wurden.
Entsprechend groß war die Freude in Deutschland, als der Ministerrat der UdSSR die Restitutionen beschloss. Zurückgegeben wurden unter anderem Werke von van Eyck und Vermeer, später auch von Raffael und Dürer, ebenso wie der Pergamonaltar. Diese Rückführungen galten in der DDR als eine kulturpolitische Sensation, die einen Aufschwung des Wiederaufbaus und der Neueröffnungen ostdeutscher Museen mit sich brachte und entsprechend gefeiert wurde. Vor allem Ost-Berlin und Dresden profitierten davon, doch auch in anderen ostdeutschen Städten machten sich die Restitutionen im kulturellen Leben bemerkbar. Damit einher ging auch eine politische Aufwertung der DDR. Im Kontext des Kalten Krieges und der Unterzeichnung des Warschauer Paktes im selben Jahr können diese Rückführungen als Zugeständnis seitens der UdSSR an die DDR verstanden werden.
Allerdings kehrte 1955 und in den Jahren danach nicht alles an beschlagnahmtem Kulturgut nach Deutschland zurück. Etwa eine Million Werke verblieben in Leningrad und Moskau, und bis heute gelten noch vier Millionen Stücke deutschen Kulturguts als beschlagnahmt oder vermisst. Die Initiative Deutsch-Russischer Museumsdialog will unter anderem erforschen, welche weiterhin vermissten Werke sich noch in russischen Museumsdepots befinden. Dieser Museumsdialog hat zum Ziel, die fachliche Kooperation und das freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden Ländern zu vertiefen, um diese komplexe Frage im Sinne beider Parteien zu lösen.