1966: Leonid Breschnew wird Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU
Am 14. Oktober 1964 wurde Chruschtschow gestürzt. Nach seiner Absetzung wurden das Amt des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees der Partei und das des Ministerpräsidenten, die unter Stalin und Chruschtschow in einer Person vereint waren, wieder aufgeteilt, und das Amt des Ersten Sekretärs ging an Leonid Breschnew. Auf dem XXIII. Parteitag wurde er am 8. April 1966 zum Parteichef ernannt und die Partei beschloss, das Präsidium wieder Politbüro und den Ersten Sekretär wieder Generalsekretär zu nennen – ein Titel, der seit Stalin nicht mehr geführt worden war und der zumindest in Teilen bezeichnend für Breschnews politische Linie war, in der unter anderem die Presse- und Meinungsfreiheit im Vergleich zu seinem Vorgänger wieder eingeschränkt wurde. Die Verfolgung des späteren Nobelpreisträgers für Literatur Alexander Solschenizyn ist ein prominentes Beispiel.
Der Wechsel wurde von der Bevölkerung zunächst positiv aufgenommen, da Breschnew nach dem Terror Stalins und diversen Reformbemühungen Chruschtschows Sicherheit und Stabilität versprach. Gleichzeitig versuchte er durch die Anhebung des Lebensstandards den Sozialismus zu legitimieren: Im „entwickelten Sozialismus“ habe der Mensch das Recht zu konsumieren. Heute wird in der Forschung allerdings diskutiert, ob dies nicht letztlich zu einer Unterhöhlung sowjetischer Leitsätze geführt und damit zum Untergang der Sowjetunion beigetragen habe.
Während Breschnew 1968 den Prager Frühling durch den Einmarsch von sowjetischen Truppen niederschlagen ließ und auch sonst zunehmend Einfluss auf die Ostblock-Staaten und ihre inneren Belange ausübte, war er mit den USA um eine Politik der Entspannung und um ein Ende des Wettrüstens bemüht. So unterzeichnete er 1970 zusammen mit Willy Brandt die Moskauer Verträge, mit Nixon das SALT I-Abkommen und die Helsinki-Schlussakte 1975.
Heute gilt Breschnew für viele Russen neben Lenin und Stalin als ein Staats- und Parteichef, der die Sowjetunion gestärkt hat – ganz im Gegensatz zu Chruschtschow, Gorbatschow und Jelzin.