1973: Geisterspiel Chile-UdSSR
Am 21. November 1973 sollte eigentlich das Qualifikationsrückspiel für die Fußballweltmeisterschaft 1974 in der Bundesrepublik Deutschland zwischen Chile und der UdSSR stattfinden. Die Sowjetunion war zuvor Sieger der Qualifikationsgruppe neun in Europa gewesen; Chile ging als Sieger der Qualifikationsgruppe drei in Südamerika hervor. Das Hinspiel fand in Moskau statt und endete 0:0. Das Rückspiel sollte im chilenischen Nationalstadion in Santiago de Chile stattfinden, das 100.000 Zuschauern Platz bot.
Doch im November 1973 kam es in Chile zu einem Militärputsch unter der Führung von Augusto Pinochet. Die Militärs stürzten Präsident Salvador Allende und übernahmen mit militärischer Macht die Kontrolle im Staat. Am 20. November, zwei Wochen nach dem Putsch, wurde bekannt, dass die sowjetische Fußballmannschaft nicht nach Chile reisen würde. Sie forderte von der FIFA, dem Weltfußballverband, einen Wechsel des Spielortes, da im Stadion politische Oppositionelle gefangen gehalten wurden. Des Weiteren gab es Folter- und Mordvorwürfe gegen die neue Regierung. Die FIFA sandte zwei Delegierte nach Chile, um sich der Zustände zu vergewissern. Die beiden Abgeordneten bescheinigten der FIFA, dass es nicht nötig sei, den Spielort zu verlegen, dort könne gespielt werden.
So kam es dazu, dass am 21. November 1973 die Fußballnationalmannschaft von Chile alleine mit dem österreichischen Schiedsrichtergespann auf dem Platz des Nationalstadions stand und keinen Gegner hatte. Als der Schiedsrichter das Spiel anpfiff, schob der chilenische Stürmer und Kapitän Francisco „Chamaco“ Valdés den Ball zum 1:0 über die verwaiste Torlinie. Der Wiederanstoß konnte nicht erfolgen, da es keinen Gegner gab, und so pfiff der österreichische Unparteiische das Spiel ab. Am Grünen Tisch sprach die FIFA den Chilenen einen 2:0-Sieg zu, und so qualifizierten sie sich für die Endrunde 1974 in der Bundesrepublik Deutschland.