1979: Die sowjetische Invasion in Afghanistan
Am 25. Dezember 1979 marschierten sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Was nur wenige Monate dauern sollte und mit „internationalistischen Verpflichtungen“ gegenüber Afghanistan begründet wurde, entwickelte sich zu einem blutigen Krieg, der neun Jahre lang dauerte. Die Intervention in Afghanistan führte zu einem dramatischen Ansehensverlust der Sowjetunion, zur Einführung westlicher Sanktionen und schließlich zu einer weitreichenden Delegitimierung der Parteiführung in den Augen der eigenen Bevölkerung. Es war der letzte Krieg, den die Sowjetunion führte.
1979 entschied sich die sowjetische Parteiführung unter Leonid Breschnew zu einer militärischen Intervention in Kabul. Ausschlaggebend für die Intervention war die innenpolitische Entwicklung in Afghanistan. 1979 kam die marxistische Volksdemokratische Partei Afghanistans durch einen Militärputsch an die Macht. Durch die Unterstützung des säkularen sozialistischen Regimes in Kabul sollte der Einfluss der Sowjetunion in der Region ausgeweitet und das Erstarken des radikalen Islam in den zentralasiatischen Sowjetrepubliken verhindert werden. Anders als von der sowjetischen Parteiführung erhofft, stieß der 1979 vollzogene Regierungswechsel jedoch auf breiten, sich zunehmend radikalisierenden Widerstand der religiös geprägten Stammesgesellschaft. Noch bevor sowjetische Truppen in Afghanistan einmarschierten, war die Bevölkerung gegen die radikalen Sowjetisierungskampagnen aufgebracht. In weiten Teilen des Landes hatte die Zentralregierung keinen Einfluss mehr. Der Kampf der sowjetischen Armee gegen die Aufständischen entwickelte sich zu einem Krieg ohne Fronten, bei dem Gewalt und Massaker zur Normalität wurden.
Erst mit Beginn von Perestroika und Glasnost wurden Tabus um die Gräueltaten des sowjetischen militärischen Eingreifens am Hindukusch gebrochen. Unter Michail Gorbatschow wurden die Truppen am 14. Februar 1989 abgezogen. In ihrem Buch „Die Zinkjungen“ zeichnete die Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch die Brutalität des Krieges nach und führte der Öffentlichkeit das Ausmaß der Tragödie der sowjetischen Invasion in Afghanistan vor Augen. In dem an der Front geführten Tagebuch notierte sie: „Bis Afghanistan glaubte ich an einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz.“