1982: Juri Andropow wird Generalsekretär der KPdSU
Am 10. November 1982 wurde Juri Andropow zum neuen Generalsekretär der Kommunistischen Partei bestimmt. Andropow, der als ehemaliger Chef des Geheimdienstes KGB der wohl am besten informierte Mann in der UdSSR war, war überzeugt davon, dass der Sozialismus einer umfassenden Reform und Erneuerung bedürfe. Seine Vorhaben waren unter anderem von einer schrittweisen Demokratisierung, der Förderung von Eigeninitiative einzelner, dem Abbau ausufernder Bürokratie, vermehrter öffentlicher Kontrolle, tatsächlicher Gleichheit aller Mitglieder der Gesellschaft und einer Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung geprägt.
Die Bekämpfung von Missständen in den eigenen Reihen und in der Gesellschaft machte ihn beim Volk beliebt. Sein kompetentes Auftreten, sein Intellekt, die schnelle Auffassungsgabe und sein Redetalent steigerten seine Popularität auch im Ausland. Im Zuge des NATO-Nachrüstungsbeschlusses bot Andropow dem Westen an, auf russischer Seite abzurüsten, wenn die NATO auf die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa verzichten sollte. Die Abrüstungsverhandlungen scheiterten jedoch im September 1983, was die NATO zur Umsetzung des Nachrüstungsbeschlusses veranlasste und die letzte Runde des Kalten Krieges einläutete.
Als Staatsoberhaupt bemühte sich Andropow sichtlich um eine gewisse Belebung der sowjetischen Politik, obwohl seine frühere Tätigkeit als Geheimdienst-Chef von der Unterdrückung des Prager Frühlings, der beabsichtigten Zerstörung der sowjetischen Dissidentenbewegung mit Mitgliedern wie Andrei Sacharow und Alexander Solschenizyn sowie seiner maßgeblichen Unterstützung der Invasion in Afghanistan geprägt gewesen war.
Schon vor seiner Wahl zum Generalsekretär litt Andropow an Diabetes, Bluthochdruck und fortschreitendem Nierenversagen. Bereits nach neun Monaten im Amt konnte er deshalb keine öffentlichen Termine mehr wahrnehmen, war wenige Wochen später praktisch nicht mehr regierungsfähig und verstarb nach nur 15 Monaten Regierungszeit in Moskau.