Ein „und“, das nicht nur verbindet
Obwohl das Auswärtige Deutsche Amt und die Botschaft von Bosnien und Herzegowina bemüht sind, den Namen des Landes so zu schreiben, wie es 1878 im Berliner Kongress verfügt wurde, zeichnet sich in den letzten Jahren sowohl in den Medien als auch in wissenschaftlichen Abhandlungen eine andere Tendenz ab. Zum einen wird das „und“ häufig durch einen Bindestrich ersetzt, zum anderen wird der Name des Landes nur auf Bosnien reduziert, was besonders problematisch ist.
Durch die letztere Art der Namensgebung wird ein Viertel des Staatsterritoriums, das Herzegowina heißt, zwangsbosnianisiert. Was für die einen eine praktische Vereinfachung ist, nutzen die anderen, um eine politische Botschaft zu verbergen: Die Herzegowina ist nur ein Teil Bosniens und keine Region mit einer eigenen Wir-Identität. Auch die unnötige Vereinfachung konstruiert durch ihre ständige Wiederholung mit der Zeit dieses falsche Bild. So wird das nomen zum omen. Das Leugnen einer eigenen herzegowinischen mentalen Landschaft ist ein innenpolitisches Kapitel aus der neueren Geschichte des Staates Bosnien und Herzegowina und gehört zur der Politik der Identitätsbildung der dominanteren, bosnischen Gruppe. So wird eine überaus gefährliche Praxis aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien wiederbelebt: die eigene nationale Ortsbenennung auf andere Gebiete zu übertragen. Der Fall der Republika Srpska verdeutlicht brisant, wie man Fakten schafft und expressis verbis eine Region als eigen determiniert. Was gestern nicht war, ist heute eine Tatsache. Man muss etwas, bewusst oder unbewusst, nur häufig genug wiederholen, damit es zur Wahrheit wird, denn contra factum non est disputandum!