Die Ackermann-Gemeinde

(Textkasten)
aus OWEP 4/2012  •  von Matthias Dörr

Matthias Dörr ist der Bundesgeschäftsführer der Ackermann-Gemeinde e. V. mit Sitz in München.

Bereits vor der „Wende“ war die Ackermann-Gemeinde mit der Tschechoslowakei bestens vertraut. Schon ihre Gründer, katholische Vertriebene aus Böhmen, Mähren und Schlesien, stellten die Weichen auf Dialog und Versöhnung. Das Gründungsdokument vom Januar 1946, ein „Sühne- und Gelöbnisgebet“ mit einem sudetendeutschen Schuldbekenntnis, und auch die Namensgebung nach dem literarischen Werk „Der Ackermann aus Böhmen“ des Johannes von Saaz (um 1400) zeigen, dass es ihr darum geht, das schwere Schicksal anzunehmen und zugleich darin einen Auftrag für eine Friedens- und Versöhnungsarbeit zu sehen.

Von Beginn an gab es Kontakte zu tschechischen Exilanten und ab Anfang der 1960er Jahre auch Fahrten in die Tschechoslowakei. Entstanden ist ein dichtes, grenzüberschreitendes Netzwerk zur Kirche, zu Dissidenten und heimatverbliebenen Deutschen. Wenn die Ackermann-Gemeinde heute Partnerschaften zu Diözesen und Pfarreien pflegt, deutsch-tschechische Wallfahrten begeht und mit tschechischen Partnern Seminare, Diskussionsforen und Jugendbegegnungen organisiert, dann baut sie auf ihre Geschichte auf, welche sich nicht nur auf die Herkunft der Gründergeneration beschränkt. Ausdruck dieses selbstverständlichen Miteinanders ist auch die 1999 von tschechischen Christen in Prag gegründete „Sdružení Ackermann-Gemeinde“, die eng mit ihrem deutschen Pendant zusammenarbeitet.