Von total bis totalitär – Fußball in Ungarn

aus OWEP 4/2013  •  von Kathrin Lauer

Kathrin Lauer ist Journalistin und berichtet u. a. für dpa aus Ungarn und Rumänien.

Zusammenfassung

Das Trauma der Niederlage bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz 1954 lässt Ungarns Fußballfreunde nicht los. Ungarns nationalistischer Ministerpräsident Viktor Orbán will erreichen, dass der heute schwächelnde Fußball im Puszta-Land wieder Weltniveau erreicht, und greift dabei zu unorthodoxen Mitteln. Damit wird Fußball in Ungarn wieder zu einem politischen Projekt.

I.

Als Viktor Orbán zum ersten Mal beim Sportverein in Felcsút den Ball trat, war Ungarns internationaler Fußballruhm bereits längst Geschichte. Nichts deutete darauf hin, dass es jemals aufwärts gehen würde. Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass Orbán, der heute 50-jährige Ministerpräsident Ungarns, ausgerechnet Felcsút zum Start einer Revanche für unerfüllte Träume des damals Zehnjährigen auserkoren hat:

Stadionneubau in Felcsút (Foto: Kathrin Lauer)

Hier, in dem lieblichen Dorf 46 Kilometer westlich von Budapest, entsteht nämlich gerade ein neues Fußballstadion. In nur etwa fünf Schritten Entfernung duckt sich ein hübsch renoviertes Bauernhaus: Es ist das Freizeitdomizil des Regierungschefs. Das Betonskelett für die Tribünen ragt schon in die Höhe. Im Frühjahr 2014 soll alles fertig sein. Dann wird Felcsút landesweit die meisten Fußball-Zuschauerplätze pro Kopf haben: 3.500 Sitze im Stadion für 1.800 Einwohner. Anderswo in Europa hätten wohl zornige Bürgerinitiativen ein solches Bauvorhaben gestoppt, noch bevor Bauinspektoren auf den Plan getreten wären. Nicht so in Felcsút. Nachbar Orbán hat nichts einzuwenden, im Gegenteil.

Von hier aus will der Regierungschef nämlich die Auferstehung des ungarischen Fußballs einläuten. Neben der Baustelle steht bereits seit 2009 die von Orbán gegründete, nach Ungarns Fußball-Legende Ferenc Puskás benannte Fußballakademie. 300 Schüler von 12 bis 21 Jahren lernen hier – 100 davon als Elite-Zöglinge im Internat. Orbán träumt vom ganz großen Wurf. Diese Schule solle einmal zu den zehn besten der Welt gehören und dafür sorgen, dass stets mindestens zwei ungarische Clubs in der Champion‘s League spielen. Zu dumm, dass just in diesem Sommer Ungarns Hoffnungsträger für den Europapokal, der FC Videoton, in der ersten Runde gegen Mladost Podgorica ausschied. Videoton ist ein enger Partner von Orbáns Akademie. „Trauerfußball“ lautete dazu der Titel eines Leitartikels der Tageszeitung „Magyar Nemzet“. Das regierungstreue Blatt verstieg sich sogar zu einer Gleichsetzung mit dem Fiasko, das als Anfang vom Ende der Fußball-Großmacht Ungarn gilt: dem 4. Juni 1954, als das „Goldene Team“ von Puskás im WM-Finale Deutschland unterlag.

„Im weitesten Zusammenhang bauen wir das ungarische Fußballsystem auf“, sagt Orbán über sein Projekt in einem der Interviews, die er jährlich zur Lage des ungarischen Fußballs gibt. Deutlich lieber als über Politik spricht Orbán über diesen Sport – und dies wiederum am liebsten mit György Szöllösi, seines Zeichens Medienbeauftragter der Felcsúter Akademie. Inmitten von Fachsimpeleien rund um den Ball finden sich darin etliche Glaubensbekenntnisse des rechtsnationalen Politikers, der seit seinem Amtsantritt 2010 der westlichen Welt mit seinem autoritären Führungsstil und nationalistischen Auftritten große Sorgen bereitet.

Angeschlossen an die Felcsúter Akademie ist seit kurzem ein eigener Club, der Puskás AFC. In der letzten Saison stieg dieses Team schlagartig in die erste Liga auf. Mit in der Mannschaft sind Gáspár Orbán, der 21-jährige Sohn des Regierungschefs, und etliche eingekaufte Profis von renommierten ungarischen Clubs, von denen einige vorher in der Puskás-Akademie ausgebildet worden waren. Hinzu kommen Immigranten aus den Fußballnationen Spanien, Brasilien und Frankreich. Wie verträgt sich dies mit dem „Freiheitskampf“ gegen das Ausland, den sich Orbán auf die Fahne geschrieben hat? „Meiner Meinung nach müssen wir offen dazu stehen, dass zur Erneuerung des ungarischen Fußballs jede Energie notwendig ist, die von innen und die von außen“, sagt er.

II.

Gleich nach ihrem Amtsantritt hatte Orbáns Regierung die angeblich ausbeuterischen ausländischen Banken und Dienstleister mit Sondersteuern bestraft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) gilt geradezu als Feind, der Orbán sogar dann verfolgt, wenn er über Fußball sinniert: „Das Wunderbare am Fußball ist, dass man, sagen wir, keine Ergebnisse auf der Basis von internationalen Wettbewerbs-Ranglisten des IWF ausrufen kann.“

Träger des Felcsúter Projekts ist die von Orbán gegründete Stiftung zur Förderung des Fußball-Nachwuchses, die wiederum reichlich aus Steuergeldern finanziert wird. Dies funktioniert über ein neues Gesetz, wonach Unternehmen Spenden für gemeinnützige Sportvereine fast unbegrenzt von der Steuer absetzen können. Die anderen fünf großen ungarischen Fußballakademien haben bedeutend weniger Einnahmen aus dieser Quelle. Orbán bekennt sich dabei offen zu seiner Rolle als Spendensammler. Dass diese Rechnung aufgeht, scheint ziemlich sicher, zumal in Ungarn Nähe zur Regierung ein immer lebenswichtigerer Faktor für den Erfolg einer Firma wird.

Orbán sieht all dies als kulturellen Feldzug: „Fußball ist ein Teil der Kultur … Deswegen muss man (hier) Rechtsvorschriften anwenden, die von Markt und Wirtschaft abweichen, die für die Kultur charakteristisch sind.“ Ob ihm dabei Péter Esterházy Recht gibt? Der renaissancehaft-postmoderne Romancier, Spross eines berühmten Adelsgeschlechts, ist die in Deutschland bekannteste Fußball-Autorität unter Ungarns Literaten. 2006 bekam Esterházy für seine „Deutschlandreise im Strafraum“ Lobeshymnen. 2009 kürte die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur seinen Roman „Keine Kunst“ zum „Fußballbuch des Jahres“, weil der Autor darin eine fußballbesessene Mutterfigur auftreten lässt. Auch für Esterházy – durchaus kein Orbán-Fan – sind Fußball und Kunst jeweils „eine Welt für sich, in der andere Regeln bestehen als in der realen Welt.“ Dass aber deswegen die Politik diese Welt betreten sollte, dürfte er damit nicht gemeint haben.

Zwischen Esterházy und Orbán gibt es so manche Differenzen, eine davon ist die Beziehung zu Stilfiguren. Fußballmetaphern mag der Literat überhaupt nicht: Derartiges sei „Schöngeisterei“, sagte er einmal. Orbán hingegen begibt sich gerne unbekümmert mit Allegorien auf das Glatteis: „Fußball ist wie Kesselgulasch. Wir tun ständig etwas hinein, wir nehmen nichts heraus, und zum Schluss ist es fertig … Genau wie im Kulturbetrieb. Als ob wir von einem Opernhaus oder von einem Theater reden würden. Die Fußballer sind letztendlich Künstler, wenn wir die Philosophie der Sache betrachten.“ „Gulaschfußball“, höhnte daraufhin die linksliberale Zeitung „Nép-szabadság“ – Orbáns Fußballpolitik sei nur eine Variante des „Gulaschkommunismus“. Fußball sei schließlich ein „ehrlicher Sport“. Für die Ungarn ist der Begriff „Gulaschkommunismus“ zweideutig. Einerseits steht er für eine gewisse Verlogenheit, weil das Volk in jener liberalen Zeit unter János Kádár, die dem stalinistischen Terror nach der Revolte von 1956 folgte, kleine Freiheiten und bescheidenen Wohlstand durch tolerierte Schattenwirtschaft genoss. Dies habe die Menschen davon abgehalten, das System grundsätzlich infrage zu stellen. Andererseits galt Ungarn gerade deswegen als „fröhlichste Baracke“ im oppressiven kommunistischen Lager.

III.

Zwei Ziffernfolgen aus dem vergangenen Jahrhundert prägen die madjarische Fußballseele: 1954, das Jahr der Niederlage bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz, und 6:3 – ungarisch „hat-három“. Mit diesem Stand besiegte Ungarns Nationalelf im Jahr 1953 England im Wembley-Stadion. Es war ein unerhörter Triumph: Zum ersten Mal wurden hiermit die Engländer bei einem Heimspiel von einer Truppe vom Kontinent geschlagen. Eines der ungarischen Fußball-Nachrichtenportale firmiert unter dem Namen „hatharom.com“ - dies ist nur eines der Denkmäler, das die Ungarn diesem Ereignis gesetzt haben.

Wohl gab es nachher noch andere Siege, doch fiel dies nicht ins Gewicht. Doch hat all dies, zusammen mit den früheren Erfolgen – etwa dem Olympiasieg in Helsinki 1952 – die Ungarn als unbesiegbar erscheinen lassen. Deswegen wirkte die Niederlage im Finale von Bern gegen das westliche Deutschland – 3:2 – so dramatisch. Die Fallhöhe war zu gewaltig. Ungarns Radio-Fußballreporter György Szepesi kämpfte mit den Tränen, während er die schlechte Nachricht über den Äther nach Ungarn schickte. Kurz danach brachen in Budapest Straßenkrawalle aus, die der stalinistische Geheimdienst erst nach drei Tagen beenden konnte. Aufgebrachte Fans stürmten zum Budapester Ostbahnhof, weil sie vermuteten, dass die Nationalelf dort heimkehren würde. Steine flogen gegen die Fensterscheiben der Wohnungen von Ferenc Puskás und Trainer Gusztav Sebes.

Auch antisemitische Parolen brachte der Volkszorn damals hervor, gemäß einer alten Unsitte, die bis heute fortwirkt. Berüchtigt sind vor allem die Fans des Budapester Clubs Ferencváros. Erst in diesem Sommer kam es zu einem neuen Zwischenfall bei einem Spiel von Ferencváros gegen den Budapester Club MTK, der jüdische Wurzeln hat. Die Fans von Ferencváros entrollten dabei ein Transparent mit dem Schriftzug „in memoriam László Csatáry“. Es ging um den wegen Nazi-Kriegsverbrechen angeklagten Ex-Lagerkommandanten Csatáry, der kurz zuvor im Alter von 98 Jahren gestorben war, bevor in Budapest ein Prozess gegen ihn beginnen konnte. MTK ist 115 Jahre alt und Ferencváros 114. Es sind die ältesten Rivalen der ungarischen Fußballgeschichte. Zugleich ist dieses Duo ein Symbol für die Polarisierung zwischen „jüdisch-fremd“ und „christlich-ungarisch“, die Ungarns Gesellschaft seit mehr als hundert Jahren prägt. MTK wurde von wohlhabenden jüdischen Großbürgern gegründet, in einer Zeit, als die Sportclubs der ungarischen Aristokraten für Juden unzugänglich waren. Das Etikett des „Judenclubs“ blieb bis heute hängen, obwohl es soziologisch nicht mehr gerechtfertigt ist. Ferencváros war hingegen stets der Club der kleinen Leute, Handwerker und Arbeiter – er ist deswegen seit Jahrzehnten Ungarns beliebtester Fußballverein. Dass er die rabiatesten Fans hat, liegt auch daran, dass sich das Fußballpublikum im Laufe der Kádár-Zeit allgemein gewandelt hat, wie die ungarischen Soziologen Miklós Hadas und Viktor Karády in einem gemeinsamen Aufsatz schreiben: Die Zahl der Zuschauer in den Tribünen ging dramatisch zurück, der Anteil des „Lumpenproletariats“ unter den Fans nahm zu.

Der Schmerz um die Niederlage von Bern wurde mit der Zeit relativiert durch mehr oder minder plausible Verschwörungstheorien: Der britische Schiedsrichter habe das nachweislich gültige dritte Tor von Puskás in letzter Minute nicht anerkannt – wohl aus Rache wegen dem legendären 6:3 gegen England ein Jahr zuvor. Unumstritten ist, dass Sepp Herberger die Gegner bewusst irregeführt hat, weil er in der ersten, für die Ungarn siegreichen Runde (8:3) nur die schwächeren Spieler aufstellte. Zudem hätten die Deutschen kurz vor dem Finale neue Adidas-Schuhe mit Stollen bekommen, mittels derer sie auf dem regennassen Rasen im Vorteil gewesen seien. Noch dazu hätten die Ungarn in der Nacht vor dem Endspiel kaum schlafen können, weil gegnerische Fans vor ihrem Hotel einen Höllenkrach machten. Gerne traut man auch den jüngsten Berichten deutscher Medien, denen zufolge Herbergers Team wahrscheinlich gedopt war.

IV.

Denkmal für Ferenc Puskás in Budapest (Foto: Kathrin Lauer)

Manche sehen die kurzen Massenunruhen von 1954 nach der WM-Niederlage als Generalprobe für den antisowjetischen Aufstand zwei Jahre später. Diese gewagte These ist nicht ganz unbegründet. Karády und Hadas schreiben, dass der stalinistische Sicherheitsapparat damals sehr wohl auch das Regime in Gefahr gesehen hat. Die Regierung habe es aber „als weise betrachtet“, den Zwischenfällen eher diskret ein Ende zu setzen und keine offene Repression oder gar Vergeltung zu üben. Unbestreitbar hat aber die Niederschlagung des Aufstands von 1956 auch zum jähen Ende des „Goldenen Teams“ geführt. Etliche Spieler flohen vor den anrückenden sowjetischen Panzern in den Westen, darunter auch Puskás. Der begnadete Torschütze konnte danach im Team von Real Madrid neue Triumphe feiern – ebenso später als Trainer verschiedener Clubs in aller Welt. Er starb als gefeierte Ikone 2006 im Alter von 79 Jahren und ruht nun in der Gruft der Budapester Basilika, in der auch die mumifizierte rechte Hand des ungarischen Staatsgründers, König Stephan des Heiligen (ca. 980-1038), aufbewahrt wird.

Andere Mitglieder der Puskás-Truppe wurden in drittrangige Provinzclubs strafversetzt. Der nach der Niederschlagung der Revolte an die Macht gekommene Kádár startete auch eine Fußballreform. Er schaffte die von den Stalinisten institutionalisierte zentralistische Fußballförderung schrittweise ab, die sich auf die Budapester Eliteclubs konzentriert hatte. Zunehmend wurde die Finanzierung lokalen Staatsunternehmen übertragen. So konnten auch Provinzclubs ihre Leistungen etwas verbessern. Kádár gab zudem den Traditionsclubs ihre Identität wieder zurück, nachdem die Stalinisten deren historische Vereinsfarben und sogar Clubnamen brutal geändert hatten. Ferencváros musste sich nicht mehr „Kinizsi“ nennen und wurde 1963 nach langer Pause wieder Landesmeister. Die Fans ließen aus diesem Anlass sogar Kádár hochleben – und zwar mit einem Macho-Spruch, der nahelegte, dass das Publikum den Gulaschkommunisten für einen ganzen Kerl hielt.

V.

„Im Osten Europas ist Fußball Sache des Staates; und zwar die Sache von Kleinstaaten, die unter einem Unterordnungs- und Marginalitätskomplex leiden“, schreiben die Soziologen Karády und Hadas. Dass der Staat durch Orbán nun wieder in das Geschehen eingreift, prägt auch zunehmend den öffentlichen Diskurs über Fußball. Konsens herrscht nur darüber, dass dieser Sport in Ungarn derzeit in einem beklagenswerten Zustand sei.

„Vincent“, einer der eloquentesten Fußball-Blogger des Landes, machte seinem Ärger darüber in einer Glosse Luft: Man möge doch darüber abstimmen lassen, welche Mannschaft zum Gewinner eines Spiels erklärt wird, schlug er vor. Es sei unsinnig, dass sich die Spieler stets „mit den erforderlichen Genehmigungen eines Ministeriums“ eine Torchance verschafften und dafür sicherheitshalber auch noch „die ältere Cousine des Ministerpräsidenten heiraten“ – wenn nachher der Gegner durch „Diskriminierung aufgrund von Geschwindigkeit“ ungestraft vom Ball Besitz ergreift. „Vincent“ treibt hier ein sarkastisches Spiel mit den wichtigsten Anklagepunkten des Volksmunds gegen die Zustände im Land: Bürokratie und Vetternwirtschaft.

Ach, im Grunde sei die gegnerische Mannschaft überflüssig, schreibt „Vincent“ weiter. Gebe es nur eine Mannschaft, könne man einstimmig für den Sieger stimmen – dies sei „viel demokratischer“ als die derzeit in Ungarn geltende Regel der „Zweidrittelmehrheit“. Damit schoss „Vincent“ auf Orbán, der mit der berüchtigten parlamentarischen Zweidrittelmehrheit seiner Partei FIDESZ die Verfassung geändert und die Freiheit der Presse sowie die Kompetenzen des Verfassungsgerichts eingeschränkt hat.

Zur Frage der ideologischen Deutung wurde auch die Ursachenforschung zum Niedergang des ungarischen Fußballs. Orbán zufolge ist der Kádár-Kommunismus schuld: „Die kommunistische Führung hat nach 1956 im Allgemeinen alles als gefährlich betrachtet, was nationalen Zusammenhalt und – wie 56 – Handeln zur Folge hatte. Dies haben sie bewusst auseinandergerissen, ja sogar aus dem geistigen Leben herausgebombt – vom Mannschaftssport bis hin zur Welt der Politik.“ „Vincent“ hielt dagegen, dass Ungarns Fußball in den siebziger Jahren zwar nicht mehr glänzte, aber doch recht wettbewerbsfähig war. 1972 gewann Ungarns Nationalelf bei den Münchner Olympischen Spielen immerhin noch Silber.

Bleibt die Frage, warum Ungarns Fußball ausgerechnet in schlimmsten stalinistischen Zeiten am erfolgreichsten war. Orbáns Lager, aber auch die linksliberalen Wissenschaftler Karády und Hadas schreiben dies der Schule der Vorkriegszeit zu. Die Ungarn waren bereits in den dreißiger Jahren als Kicker gefürchtet und haben die europäischen Stiltraditionen teils übernommen, teils mitgeprägt. Das „Goldene Team“ von Puskás brillierte auch durch Vorwegnahme von Elementen des „totalen Fußballs“, der viel später von Johan Cruyff bei Ajax Amsterdam zum Konzept entwickelt wurde. Zum Prinzip gehörte, dass die Rollen auf dem Spielfeld variabel waren: „Wenn wir angriffen, griff jeder mit an, wenn wir verteidigten, war es das Gleiche“, lautet ein oft zitierter Spruch von Puskás dazu: „Wir waren der Prototyp des totalen Fußballs.“