OWEP 1/2000
Schwerpunkt:
Südosteuropa
Editorial
„Ost-West. Europäische Perspektiven“ heißt die neue Zeitschrift, die wir unseren Leserinnen und Lesern heute vorlegen. Mit dem Fall der Mauer 1989 hat sich die Lage in Mittel- und Osteuropa grundlegend geändert. Die Informationen können wieder relativ ungehindert hin- und herfließen und die Deutungsmuster können erweitert werden. Nun gilt es, die Folgefragen, die sich aus der Aufhebung der Spaltung ergeben, in den Blick zu nehmen. Denn mit dem Ende des staatlich verordneten Materialismus sind die Probleme längst nicht gelöst. Im Gegenteil: sie stellen sich schärfer angesichts einer beschwerten Vergangenheit und einer gefährdeten Zukunft.
In dieser Situation haben sich die beiden Herausgeber – Renovabis, die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) – zusammengetan und mit „Ost-West. Europäische Perspektiven“ eine Plattform der Hintergrundinformation und der Diskussion über die Probleme und Chancen Mittel- und Osteuropas geschaffen.
Wir wollen den Versuch machen, die Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen und die auch für den Westen Europas von großer Tragweite sind, klar herauszuarbeiten und die für eine sachgerechte Beurteilung erforderlichen Hintergründe darzulegen. Dazu wollen wir kompetente Fachleute aus Ost und West gewinnen, die fähig sind, neben der klaren Information auch die geschichtlichen, politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und religiös-kirchlichen Zusammenhänge der Region Mittel- und Osteuropas aufzuzeigen.
Für die erste Ausgabe haben wir den Schwerpunkt Südosteuropa gewählt. Er ist über seine historische Bedeutung hinaus auch mittel- bis langfristig aktuell. Neben den Schwerpunktthemen werden wir auch immer wieder an einzelnen Beispielen zeigen – wie etwa in dieser Ausgabe am Thema „Jan Hus und die Tschechen“ – wie sich Fragen von Religion, Politik, Institution und Individuum mischen und trennen.
Ob Serbien zu Europa gehört, ist seit den jüngsten Balkankriegen eine umstrittene Frage. Sie wird in diesem Heft aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert. Die Diskussion solcher Fragen bleibt uns ein Anliegen. Schreiben Sie uns, wenn Sie uns zustimmen oder anderer Meinung sind. Wir würden uns darüber freuen.
Die Redaktion